Volksaltar und Ambo

Volksaltar und Ambo wurden von Prof. Hubert Wilfan geschaffen. Der Altar wurde am 14. Mai 1983 durch Kardinal König geweiht. [Einladung]

Der Ambo zeigt den Sämann und das Schicksal des Samens, den er ausstreut. Es sind Steine, Vögel und Dornen dargestellt, die verhindern, dass die Saat aufgeht. Ein Teil der Körner bringt aber reiche Frucht, dreißig-, sechzig-, hundertfach. Dies ist links durch Getreidebündel verschiedener Höhe dargestellt.

Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen.
Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie.
Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war;
als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat.
Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.
(Mt 13, 3b-8)

Der Ambo

Bei einer Führung in der Othmarkirche erläuterte Prof. Wilfan am 6. Nov. 2004 anhand des Getreides die Technik des Wachsausschmelzverfahrens. Zunächst wird Getreide mehrmals in flüssiges Wachs getaucht, bis es von einer Wachsschicht überzogen ist, anschließend wird es in einem Block von Gips und Schamotte eingegossen. Dieser Block wird sechs Tage lang in einem Ofen auf einer Temperatur von 600° gehalten. Das Getreide verbrennt, die Rückstände fließen mit dem Wachs heraus. Die dadurch entstandenen Hohlräume werden mit Bronze ausgegossen. Schließlich wird der Gips-Schamotte Block abgeschlagen. Die Arbeiten wurden in Verona durchgeführt.

Der Altar

Der Altar zeigt auf der Vorderseite die Begegnung der Jünger mit dem Auferstandenen am See von Tiberias. Links hinten ist Natanaël dargestellt, davor Thomas, der nur glaubt was er sieht oder mit den Händen greifen kann. Rechts sitzt der Auferstandene am Feuer. Auf dem Boden liegen Brote und Fische.

Die 600 kg schwere Marmorplatte, die ehemalige Mensa des Hochaltars, wird getragen von den Aposteln Johannes (rechts) und Petrus (links), die auf diese Weise als Stützen der Kirche dargestellt sind. Johannes weist mit der Hand auf die Szene hin, er ist der Erzähler, in seinem Evangelium wird von dieser Begebenheit berichtet.

Es war am See von Tiberias.

Es war am See von Tiberias.
Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling), Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.
Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.
Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.
Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.
Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.
Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr!
Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot.
Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.
(Joh 21, 1b-7a,9,12)

Die Rückseite des Altars zeigt eine Szene aus der Lebensgeschichte des hl. Othmar. Die Mönche von St. Gallen holen den Leichnam ihres Abtes, der in der Verbannung auf der Rheininsel Werd gestorben ist, mit einem Boot heim in sein Kloster. Trotz Sturm und Regen wird der Leichnam nicht nass.

Der Leichnam Othmars im Boot

Von Wilfan wurden auch der Ständer für die Osterkerze (1993), ein Vortragekreuz (1985) und der Baldachin für das Sakramentshäuschen (gestiftet von Notar Schmid) angefertigt, weiters eine große Othmarstatue für den Kirchenplatz und eine kleine Othmarstatue, diese befindet sich im Pfarrhaus. Alle Arbeiten sind als Bronzeguss ausgeführt.

Ständer für die Osterkerze

Der Osterleuchter hat die Form eines Stundenglases, dies deutet auf die Vergänglichkeit des irdischen Lebens hin. In der Mitte der Auferstandene, Pantokrator, der Allherrscher.

Das Kreuz am Vortragekreuz kann auch als Umriss einer Christusfigur gesehen werden. Christus wird hier durch "keine Materie" dargestellt.

Um die Tragstange winden sich Schlangen. Die Stange ist aus Bronze hergestellt, der Oberteil aus Alu, Bronze gespritzt, um den Ministranten das Tragen zu erleichtern.

Vortragekreuz, Hubert Wilfan

Der Auferstandene am See von Tiberias

Werkgeschichte

Der Altar und der Ambo sind im Wachsausschmelzverfahren in Bronze gegossen. Diese Technik habe ich gewählt, weil sie mir die Freiheit gibt, Themen auch oberflächenmäßig verschieden zu behandeln.

So habe ich die trennende Mittelwand des Altares in großen Wachsplatten direkt geformt, den davor sitzenden Christus (Bild rechts) hohl in weichem Wachs modelliert, um die Verklärung des Auferstandenen darzustellen, während die erdgebundenen Apostel in Plastellin modelliert wurden. Diese wurden dann mittels Gelatine in Wachs gegossen. Ebenso die beiden Boote.

Die beiden (die Altarplatte) tragenden Apostelfiguren bekamen als Verstärkung dicke Nirostastangen im Wachsmodell eingefügt, die in Bronze miteingegossen sind.

Für den Guss der Christusfigur waren mehrere Versuche notwendig, weil diese Art der transparenten Modellierung bisher nie gemacht wurde.

(Hubert Wilfan)

Der Künstler

Hubert Wilfan

Hubert Wilfan wurde am 11.2.1922 in Feldkirchen (Kärnten) geboren
Realgymnasium und Kunstgewerbeschule in Graz
ab 1941 Kriegsdienst in Finnland
1945 Heirat mit Lillian Vigrestad in Oslo
1946-47 Arbeit in einer Werkstätte für Kirchenbildhauerei
lebt seit 1948 in Wien
1948-52 Studium an der Akademie der bildenden Künste bei Franz Santifaller und Fritz Wotruba
1952 Diplom der Akademie der Bildenden Künste, Wien
ab 1952 freischaffender Künstler
1966 bis 1982 Professor an der HTL Wien 1
1983 Ehrenmedaille der Stadt Wien
Ehrenmedaille der Österr.-Norwegischen Gesellschaft
seit 1996 Ehrenmitglied des Wiener Künstlerhauses
5.7.2004 Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten
am 1.11.2007 verstarb Hubert Wilfan, Nachricht hier...

Als seine wichtigsten Aufgaben sieht Wilfan die Wiederbelebung sakraler Kunst und die Vermittlung religiöser Botschaften in zeitgemäßer Form.

Über 70 Arbeiten öffentlich aufgestellt. Einige davon:

  • Pieta, St. Florian, Wien 5
  • Christus, Hochaltar, Schönbrunn-Vorpark
  • Othmar, Volksaltar, Ambo, St. Othmar Mödling
  • Pferdegruppe, Heiligenstadt
  • Christophorus, Grinzingerstraße
  • "Flug", Hamburg
  • Leonhard Bernstein, Berlin
  • Leopold Rudolf, Theater in der Josefstadt
  • Theodor Dahl, Norwegen
  • Camillo Sitte, Aula HTL Wien 1
  • Prof. Karl Fellinger, Rudolfinerhaus Wien
  • Bronzebüsten Marc Chagall, Fridtjof Nansen, Oskar Werner, Bruno Kreisky
  • "Kosmische Uhr", HTL Wien 3
  • Sonnenuhr, Kaiser Ebersdorferstraße
  • Heilwasserbrunnen Badgastein und Bad Hofgastein
  • Dauerausstellung der "Sammlung Wilfan" in der Fachhochschule Technikum Kärnten in Klagenfurt, eröffnet am 5.7.2004
Prof. Hubert Wilfan am 6. Nov. 2004 in Mödling

Prof. Hubert Wilfan
am 6. Nov. 2004 in Mödling

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