Zunftfahnen

Bei der Säule in der Nähe des Haupteingangs der Othmarkirche befindet sich die Zunftfahne der Weinhauer. Sie zeigt auf der einen Seite den hl. Othmar, dessen Weinfässchen - es trägt die Jahreszahl 1755 - nie leer wurde. Der Rest der Fahne wurde 1872 vollständig erneuert, 1974 wurde die Fahne restauriert.

St. OTHMARE
ora pro nobis
Hl. Othmar auf der Weinhauerfahne

Auf der anderen Seite ist der hl. Donatus als römischer Soldat dargestellt, der Helfer gegen Blitz und Hagel. Oberhalb befindet sich eine Darstellung der Dreifaltigkeit.

St. DONATE
ora pro nobis
Hl. Donatus auf der Weinhauerfahne
Die Weingärtner
Innung im
Markt Mödling
1872

Auf beiden Seiten befindet sich ein kleines Bild, das den betrunkenen Noach zeigt.

Noach wurde der erste Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg.
Er trank von dem Wein, wurde davon betrunken und lag entblößt in seinem Zelt.
Ham, der Vater Kanaans, sah die Blöße seines Vaters und erzählte davon draußen seinen Brüdern.
Da nahmen Sem und Jafet einen Überwurf; den legten sich beide auf die Schultern, gingen rückwärts und bedeckten die Blöße ihres Vaters.
(Gen 9, 20-23a)

Der betrunkene Noach auf der Weinhauerfahne

Bis 2010 trugen die Weinhauer die Fahne jedes Jahr zur Fronleichnamsprozession durch die Straßen Mödlings. Inzwischen finden sich leider nicht mehr genug Weinhauer, um diese große Fahne tragen zu können. Die Teilnahme der Weinhauer an der Fronleichnamsprozession hatte seit Jahrhunderten Tradition. In einer Verordnung des Kaisers Ferdinand III. aus dem Jahr 1655 ist sinngemäß zu lesen:

Nach dem von unerdenklichen Jahren, in dem kaiserlichen Markt Mödling der heilige Tag des allerzartesten Fronleichnam unseres Herrn durch viele andächtige Seelen gefeiert wird, haben alle Hauer mit ihrer Zöchfahne zu erscheinen und mit gebührender Andacht teilzunehmen und in der Lade 1 S zu erlegen. Wer fernbleibt, hat als Strafe 2 Pfund Wachs in die Zöchlade zu erlegen.
Der zum Schutzpatron erwählte Abt Othmar soll es weiter bleiben und sein Festtag, der 16. November, soll mit Hochamt gefeiert werden.

Die Fronleichnamsprozession findet in Mödling aus langer Tradition am Sonntag nach Fronleichnam statt. Vor 1783 fanden zwei Umzüge statt: einer am Fronleichnamstag für den Markt Mödling, einer am Sonntag darauf für die Pfarre Mödling, zu der auch umliegende Dörfer gehörten. Im Anschluss daran fanden die Zusammenkünfte der Zünfte statt. Unter Josef II. wurde nur mehr ein Umzug am Sonntag genehmigt.

Bei der Säule nördlich davon befindet sich die Zunftfahne der Fleischhauer, sie stammt aus dem Jahr 1731 und wurde 1978 restauriert. Dabei wurden die vorhandenen Teile auf ein Gewebe aufgeklebt, es wurde aber nichts ergänzt.

Sie zeigt auf jeder Seite oben die Bilder von Leopold I, Karl VI und Josef I, Großvater, Vater und Onkel von Maria Theresia. Unten befindet sich das Wappen von Mödling und die Inschrift der Stiftung der Fahne. Die dem Nordschiff zugewandte Seite zeigt das goldene Kalb.

Das goldene Kalb auf der Fahne der Fleischhauer Ein Ersambs
Hand werk der Fleisch
hacker Zfft in dem Kays.
Marckt Mödling das
..... under Wiener
wald bef.
1731
Als das Volk sah, dass Mose noch immer nicht vom Berg herabkam, versammelte es sich um Aaron und sagte zu ihm: Komm, mach uns Götter, die vor uns herziehen. Denn dieser Mose, der Mann, der uns aus Ägypten heraufgebracht hat - wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist.
Aaron antwortete: Nehmt euren Frauen, Söhnen und Töchtern die goldenen Ringe ab, die sie an den Ohren tragen, und bringt sie her!
Da nahm das ganze Volk die goldenen Ohrringe ab und brachte sie zu Aaron.
Er nahm sie von ihnen entgegen, zeichnete mit einem Griffel eine Skizze und goss danach ein Kalb. Da sagten sie: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten heraufgeführt haben.
Als Aaron das sah, baute er vor dem Kalb einen Altar und rief aus: Morgen ist ein Fest zur Ehre des Herrn.
Am folgenden Morgen standen sie zeitig auf, brachten Brandopfer dar und führten Tiere für das Heilsopfer herbei. Das Volk setzte sich zum Essen und Trinken und stand auf, um sich zu vergnügen.
Da sprach der Herr zu Mose: Geh, steig hinunter, denn dein Volk, das du aus Ägypten heraufgeführt hast, läuft ins Verderben.
Schnell sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben habe. Sie haben sich ein Kalb aus Metall gegossen und werfen sich vor ihm zu Boden. Sie bringen ihm Schlachtopfer dar und sagen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten heraufgeführt haben.
Mose kehrte um und stieg den Berg hinab, die zwei Tafeln der Bundesurkunde in der Hand, die Tafeln, die auf beiden Seiten beschrieben waren. Auf der einen wie auf der andern Seite waren sie beschrieben.
Die Tafeln hatte Gott selbst gemacht und die Schrift, die auf den Tafeln eingegraben war, war Gottes Schrift.
Dann packte er das Kalb, das sie gemacht hatten, verbrannte es im Feuer und zerstampfte es zu Staub.
(Ex 32,1-8.15-16.20a)

Die dem Mittelschiff zugewandte Seite zeigt Johannes den Täufer, umgeben von den vier Kardinaltugenden (Gerechtigkeit, Maßhalten, Starkmut, Klugheit), dargestellt als Frauengestalten.

Johannes den Täufer auf der Fahne der Fleischhauer

Dieses Patron-Sigl und zaichen war den Fleischhauern in der Zunftordnung 1609 von Rudolf II. bewilligt worden: Sankt Johannes der Täufer in seinem gebreuchigen engen gelben leib und langen rothem oder rosinfarbenen überrockh, in der linken handt under dem jexen ain buech und in der rechten handt ain lang über sich gelb oder holzfarbes creuz haltendt, unndt an der rechten saiten zu den füßen stehendt ain weißes lamb.
Eine Bestätigungsurkunde, ausgestellt am 19. Mai 1638 von Ferdinand III., ist im Museum der Stadt Mödling zu sehen.

In der Mödlinger Zeitung wurde am 13. April 1913 (S. 3) von der Weihe einer Fleischauerfahne berichtet. Unklar ist, ob es sich um diese Fahne oder die unten erwähnte im Mödlinger Museum oder um eine andere Fahne handelt: Fahnenweihe der Mödlinger Genossenschaft. Die Fleischhauer- und Fleischselchergenossenschaft in Mödling rüstet sich zu einem schönen Feste. Am Mittwoch, den 7. Mai 1913, um 10 Uhr vormittags, findet in der Pfarrkirche zum heiligen Othmar die Weihe ihrer neuen Genossenschaftsfahne statt.

Rechts vom Altarraum befindet sich eine Fahne der Fuhrleute mit folgenden Aufschriften:

17 S. OTHMARE ORA PRO NOBIS 73

Fachgenossenschaft d. Fuhrleute im polit. Bez. Mödling

Die Fahne stammt aus dem Jahr 1773, die Bilder jedoch aus der Zeit 1860 bis 1900. Die Fahne wurde nach 1982 restauriert.

Während sich die Aufschrift auf den hl. Othmar bezieht, dürfte es sich in der bildlichen Darstellung mit Pferden und Kette um den hl. Leonhard von Noblat handeln. Dieser gilt u.a. als Schutzpatron der Gefangenen und der Fuhrleute.

Information über den hl. Leonhard...

Auf der Rückseite der Fahne befindet sich eine Darstellung der hl. Barbara mit der Aufschrift:

Laudet sanctissimum altaris sacramentum
HL. BARBARA, bitte für uns

Information über die hl. Barbara...

Hl. Leonhard auf der Fahne der Fuhrleute
Weitere Zunftfahnen befinden sich im Museum der Stadt Mödling:

Eine Fahne der Fleischhauer aus dem Jahr 1782
Dem ehrsamen Mödlinger Fleischhacker Handwerk.
Diese Fahne wird beschrieben in einem Beitrag Die Mödlinger Fleischhauer und ihre Fahne von 1782/1858 in der Kulturzeitschrift medilihha

Eine Fahne der Schuhmacher aus dem Jahr 1826
S. MARIA O P N
Ein ehrsames Handwerk der Schuhmacher Meister hat diesen Fahn machen lassen.

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