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      Übersicht allebisherigen Ausstellungen
 | KIK Fotos und Berichte | 
        
         Dionysus oder Christus
 von
 
        
         Hermann Nitsch
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      | 3. Juni 2010 Familiengottesdienst
 zum Evangelischen Kirchentag 
        Niederösterreich
 
        
         
         
         Dieser evangelischer 
        Gottesdienst in der katholischen Stadtpfarrkirche in Mödling war sicher 
        etwas besonders. Zur Eröffnung des Evangelischen NÖ Kirchentags in 
        Mödling "borgten" Stadtpfarrer Richard Posch und die 
        katholischen Christen "ihre Kirche" St. Othmar den  evangelischen 
        Schwestern und Brüdern, die für diesen Familiengottesdienst gerade groß 
        genug war. 
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      | 3. Juni 2010 
        
        
        Vernissage AUERSTEHUNGDionysos oder Christus
 Begrüßung durch Pfarrer Markus Lintner und Kuratorin 
        Sybille Roszner
  Grußworte Superindentent Paul Weiland
  Mag. Doris Frass-Heckermann
  Kommerzialrat Karlheinz Essl
 
  die ausgestellten Werke von Hermann Nitsch:
  
         
        
         
        Bischof Dr. Michael Bünker
 
  Ausstellungseröffnungdurch Bürgermeister
 LAbg.Hans Stefan Hintner
 
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             | Nach einem kalten 
             und niederschlagreichsten Mai der letzten Jahre konnte der 
             evangelische Pfarrer von Mödling, Markus Lintner, im Anschluss an 
             den Familiengottesdienst des Niederösterreichischen evangelischen 
             Kirchentags gemeinsam mit Kuratorin Sybille Roszner die vielen 
             Festgäste am Kirchenplatz zwischen der Stadtpfarrkirche St. Othmar 
             bei herrlichen Wetter begrüßen. |  
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             Superintendent Mag. Paul Weiland 
             erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass Mödling viele historische 
             evangelische Spuren hat. So auch in der Bürger-Spitalkirche, die in 
             der Zeit der Reformation ja wie viele Kirchen eine "evangelische"  mit einem evangelischen Pfarrer 
             war. Er wünschte der jetzigen 
             Ausstellung, dass diese eine Brücke zwischen Kunst und 
             Spiritualität bauen könne. |  
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             Mag. Doris Frass-Heckermann dankte 
             in ihrer Ansprache KR Karlheinz Essl für seine Bereitschaft die 
             Bilder seines Museums Kunst-im-Karner für diese Ausstellung und das 
             Rahmenprogramm zu überlassen und für die Hilfe und Unterstützung 
             durch Museumskurator Günther Oberhollenzer. Kunst-im-Karner will 
             auch "Brücken bauen"  zwischen der zeitgenössischen Kunst 
             (bei dieser 
             Ausstellung des derzeit wohl international bekanntesten lebenden 
             österreichischen Künstlers Hermann Nitsch) und der 
             Auseinandersetzung mit religiösen Themen. Weitere Dankesworte gab 
             es für die Sponsoren, der Stadtgemeinde Mödling, dem Lions-Club und 
             den Rotarieren, aber vorallem Altpfarrer Dr. Klaus Heine. Dieser, 
             so meinte Doris Frass-Heckermann "ist ja seit seinem Ruhestand 
             einer der 
             Motoren im Verein Kunst-im-Karner". |  
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 Kommerzialrat Karlheinz Essl, 
             einer  "der Kunstmäzene" Österreichs und 
             bekennender evangelischer Christ, erinnerte sich am Anfang seiner Begrüßung 
             an seine häufigen Besuche vor vielen Jahren in Mödling, als er in der 
             Baustoff-Firma seines Schwiegervaters tätig war. Damals besuchte 
             er, meistens am Freitag, die Filiale in Mödling und hatte viel mit 
             den damaligen Mödlinger Baufirmen Joiser und Südbau zu tun. Gerne, meinte er, hat er diese sehr kostbaren Werke von Hermann 
             Nitsch, das Tryptichon Auferstehung, hier zur Verfügung gestellt, 
             nachdem er sich von der Ernsthaftigkeit dieser Ausstellungen im 
             Karner mit ihrem Rahmenprogramm überzeugt hatte.
 Dann schwenkt er in seiner Rede zu Hermann Nitsch:
 Die österreichischen Künstler der Nachkriegsgeneration drängten 
             nach Nazizeit und Nachkriegsentbehrungen in den "Aktionismus". So 
             wurde dieser "österreichisch Aktionismus" ein wichtiger Teil des Kunstschaffens des 20. 
             Jahrhunderts.
 Das Anliegen von Hermann Nitsch, dessen Wurzeln im barocken 
             Katholizismus liegen, ist in erster Linie das Theater und das 
             Mysterienspiel. Auch in diesem Genre hat er neben der Musik viele 
             Werke geschaffen. Nitsch liebt das Leben und den Wein. Auch wenn 
             seine Mysterienspiele in Prinzendorf viele wegen der Verwendung von 
             Blut …abschreckt, so sind diese eher Prozession und Theater, jedoch 
             mit religiösen Hintergrund. Blut ist unser aller Lebenssaft und die 
             Verwendung bei Opferritualen ist mehrfach im Alten Testament 
             niedergeschrieben. So hat König Salomon bei der Eröffnung des 
             Tempels 1000 Ochsen schlachten lassen. Vieles in unserer heutigen 
             Welt, so meinte Karlheinz Essl, ist doch in seiner Realität viel 
             schrecklicher. Nitsch will uns mit den Schüttbildern und der Farbe 
             "rot" bewusst die Realität unseres Lebens zeigen. Mit dem 
             Auferstehungsbild und der der Farbe "gelb" zeigt uns Nitsch die 
             Farbe der Hoffnung. Alle Christen ist doch durch Jesus Christus die 
             "Geborgenheit in der Liebe Gottes", das ewige Leben versprochen.
 Am Schluss seiner Ansprache richtete er an alle Besucher, die sich 
             jetzt und in den nächsten 2 Wochen die Bilder im Karner ansehen 
             werden, den Appell, die bei Kunst-im-Karner ausgestellten Werke auf 
             sich einwirken zu lassen. Sie sind Ausdruck der Hoffnung und werden 
             in jedem neue Aspekte der persönlichen Spiritualität erzeugen.
 Man muss das nur zulassen.
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             Musikalische Umrahmung durch das Bläserensemble der 
             Beethovenmusikschule Mödling |  
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             Auch Bischof Dr. Michael Bünker war 
             zum evangelischen Kirchentag nach Mödling und zur Vernissage 
             gekommen. Gleich am Anfang seines Zwiegesprächs mit Karlheinz Essl  
             bemerkte er, dass die Vernissage und das Rahmenprogramm von Kunst-im-Karner offensichtlich bewusst Dionysos "oder" und nicht 
             "und" Christus lautet. Dazu und zu dem Schaffen von Nitsch stellte 
             er Karlheinz Essl einige Fragen: 
             
             Warum "Dionysos oder Christus" und nicht "Dionysos und Christus"? 
             Essl meint dazu, dass Dionysos, als Gott des Weines und des 
             bejahenden Lebens für Nitsch wie Christus ist, der das Leben 
             bringt. Bünker merkt dazu an, dass Nitsch sich in seinem "Malhemd" 
             im Auferstehungsbild wie der Auferstandene fühlen wolle. Er 
             verstehe, dass viele Gläubige durch den Aktionismus von Nitsch 
             "verstört" sind. Nitsch wolle aber durch Abschreckung "das Böses" 
             überwinden und diese "Reinigung" soll damit erreicht werden. Der 
             katholische Bischof Kapellari spricht sich ja gegen jede 
             Ausstellung von Nitsch in sakralen Räumen aus. Der evangelische 
             Bischof Bünker meinte dazu, dass es die Kirchen nicht verhindern 
             und verbieten können, dass Künstler religiöse Themen behandeln. 
             Besser sei es da sich der Herausforderung und der Diskussion zu 
             stellen. Essl erinnerte sich in diesem Zusammenhang an die 
             Ausstellung eines besonders realistisch gestalteten Kreuzwegs von 
             Damian Hirst in seinem Museum in Klosterneuburg. Die Darstellungen 
             seien brutal und nicht ästhetisch. Dies löst bei vielen Konflikte 
             und Aggressionen aus. Diese Ausstellung wurde auch von der 
             Amtskirche sehr kritisch angesehen, obwohl der Kreuzweg selbst eine 
             unbedingt positive Botschaft hatte. Überdies erweitert dies bei 
             jedem interessierten Gläubigen den Horiszont und lässt neue 
             Einblicke in die menschliche Existenz zu. Essl schloss das 
             Zwiegespräch mit Bünker, dass er sich wünsche, dass die Kirche mit 
             der vorschnellen Verurteilung von Nitsch vorsichtiger sei, wo sie 
             doch selbst „vieles Grausliches“ zulasse. Damit spielte Karlheinz 
             Essl auf die vielen zuletzt bekannt gewordenen und vertuschten 
             Missbrauchsfälle an. |  
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             Als letzter Redner nach 
             Bezirkshauptmann-Stellvertreter Mag. Andreas Strobl kam dann der 
             Mödlinger Bürgermeister LAbg. Hans Stefan Hintner zu Wort und 
             erinnerte daran, dass die Othmarkirche, Pfarrhof und Spitalkirche 
             ja der Stadt gehören. Im Gabebrief des Kaisers Ferdinand I. ist 
             ausdrücklich vermerkt "…..und macht mir die Mödlinger wieder 
             katholisch". Heute ist Mödling aber ein Musterbeispiel an gelebter 
             Ökumene, dies zeigt auch, dass der evangelische Kirchentag hier 
             stattfindet. Hintner dankte ausdrücklich dem Team von 
             Kunst-im-Karner und der katholischen Pfarre für ihren Mut, diese 
             Ausstellung mit Bildern und zwei Programmpunkten mit Nitsch selbst 
             im Rahmenprogramm durch zu führen. Er wisse auch, dass die 
             "Telefone bereits heiss" gelaufen sind, auch bei ihm. Dazu meinte 
             Hintner, dass er es immer ablehne, als Bürgermeister als 
             "Geschmacksbehörde" zu fungieren und eröffnet die Ausstellung. |  
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             Nach der Eröffnung lassen alle 
             Besucher die "Auferstehung" von Hermann Nitsch aus sich "wirken" |  
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             | nach 
             oben - zum vorherigen Bericht | (Mitschrift & 
             Fotos:
             
             gm) |  | 
    
      | 4. Juni 2010 
        Werkeinführung Hermann Nitsch,
 Prof. Wolfgang Denk (Direktor des MZ Mistelbach)
 
         
          
            | Wolfgang Denk, neun Jahre jünger als 
            Hermann Nitsch, und „aus dem westlichen Niederösterreich von einem 
            Bauernhof stammend“ (Zitat Denk) ist in den frühen 70er Jahren 
            erstmalig in Kontakt mit Hermann Nitsch und seiner Aktionskunst 
            getreten und sie hat ihn seither nicht mehr losgelassen. Selbst 
            künstlerisch tätig, ist er Gründungsdirektor der Kunsthalle Krems 
            und damit entscheidend beteiligt an der internationalen Anerkennung 
            des sich immer mehr erweiternden Kunstbezirkes in Stein an der 
            Donau. Er ist Direktor des neugegründeten Nitsch-Museums in 
            Mistelbach, nahe Prinzendorf an der Zaya, wo Hermann Nitsch im 1971 
            erworbenen Schloss 1998 erstmals sein 6-Tage-Spiel, das er bereits 
            1958 erstmals in seiner Vorstellung konzipiert hat, verwirklichen 
            konnte.   |  | 
           
             |  Fast 
             emotionslos und ermüdend liest Wolfgang Denk den Werdegang von 
             Hermann Nitsch und seine Kontakte zu anderen Künstlern, seine 
             Ausstellungsbeteiligungen und seine Rückkehr nach Österreich in den 
             70er Jahren aus seinem Manuskript vor. Die lebenslange 
             Auseinandersetzung des Künstlers mit Philosophien und Religionen, 
             seine hunderte Seiten langen Traktate darüber und die akribisch 
             genauen Vorstudien zu seinen Malaktionen und Mysterien-Spielen, die 
             in dicken Wälzern als Partituren festgehalten werden und trotzdem 
             im Moment der Ausführung Platz lassen für die „Kunst des 
             Augenblicks“, das quasi Unplanbare. Fast könnte man meinen, die im 
             Karner ausgestellten Bilder, auf die Wolfgang Denk auch Bezug 
             nimmt, sind Nebensächlichkeiten im Schaffen von Hermann Nitsch, ein 
             Faktum, das ihm auch von Künstler-Kollegen immer wieder vorgeworfen 
             wird. 
  Denk 
             erklärt, dass jeder Malaktion, in der Bilder wie die ausgestellten 
             möglicherweise entstehen, eine lange und genaue Planungsphase 
             haben, die Farbwahl sehr exakt festgelegt wird und dabei Bezug 
             genommen wird auf die inhaltliche Aussage, die die Bilder dann 
             haben sollen. Viele Jahre lang hat Nitsch nur mit Rot, später auch 
             mit Schwarz gearbeitet, erst seit etwa 10 Jahren gibt es einige 
             gelbe „Auferstehungsbilder“, die in ihrer extremen farbigen 
             Leuchtkraft auch die „penetrant“ gelben Rapsfelder und reifen 
             Kornähren aus der Umgebung von Prinzendorf wiederspiegeln. Die 
             Einbeziehung eines Malhemdes gibt dem Bild, abgesehen von den 
             Malspuren des Farbauftrages, eine weitere körperliche Dimension und 
             macht den Künstler „gegenwärtig“. 
  Denk 
             geht auch auf den Terminus „Schüttbild“ ein, der untrennbar mit dem 
             Werk von Hermann Nitsch verbunden ist, rein technisch gesehen aber 
             in den meisten Fällen nicht zutreffend ist. Eigentlich sind es eher 
             „Rinnbilder“ oder einfach Zeugnisse des Entstehungsprozesses, die 
             die körperlichen Aktivitäten des Malers ahnen lassen. Zu den beiden roten „Schüttbildern“ der Ausstellung stellt Denk 
             fest, dass sie bei der Entstehung ganz anders gewirkt haben, da 
             sowohl das verwendete Blut als auch die rote Farbe den gleichen 
             Farbton gehabt haben. Erst durch die Oxidation des Blutes kommt es 
             zur bräunlichen Verfärbung und damit zur Veränderung des 
             Bildeindruckes. In weiterer Folge ist der Zersetzungsprozess, der 
             bei organischen Substanzen wesentlich rascher fortschreitet als bei 
             Ölfarben, ein Problem in der Erhaltung der Bilder und muss 
             überdacht werden.
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             | In der darauf 
             folgenden Diskussion berichtet Denk auch von den 
             Orgien-Mysterien-Aufführungen und versucht vorsichtig klar zu 
             machen, dass die im 6-Tage-Spiel stattgefundene Schlachtung eines 
             Stieres mit einer unglaublichen Eindringlichkeit diesen kurzen, 
             aber alles entscheidenden Moment „von Leben oder Tod“ vermittelt, 
             der kraftvolle Stier von einer Sekunde zur anderen nur mehr „tote 
             Materie“ ist, das Leben aus ihm gewichen ist, - um die Bedeutung 
             von „Leben“ erfahrbar zu machen. Diese Schlachtung ist eine 
             Ausnahmesituation und gibt dem Tier, das in unserer Gesellschaft 
             normalerweise „anonym“ geschlachtet wird, eine besondere Position. 
             Auch die Verwendung von liturgischem Gerät im Kontext mit 
             geöffneten Tierleibern soll diesen eigentlich „erschütternden“ 
             Inhalt, den wir oft gar nicht mehr in seiner ganzen Dimension 
             wahrnehmen, vermitteln. („Lamm Gottes, das du hinweg
             nimmst die Schuld der Welt“) | 
              |  
             |  |  
             | Diese letztendlich doch sehr 
             intensive Begegnung mit dem Werk von Hermann Nitsch endet sehr 
             nachdenklich und still. |  
             | nach 
             oben - zum vorherigen Bericht | Text:
             
             df & 
             Fotos:
             gm) |  | 
    
      | 11. 
      Juni 2010 
        
        Zeitgenössische Kunst und ihr KonfliktpotenzialGünther Oberhollenzer (Museumskurator Sammlung Essl)
 
         
        
         
        
         
        
          
         | 
        
          | 
          
           Günther 
          Oberhollenzer ist gebürtiger Südtiroler und studierte in Innsbruck 
          Geschichte und Kunstgeschichte. Seit 4 Jahren ist er im Essl Museum 
          als Kurator und Ausstellungsorganisator tätig. Er verfasste zahlreiche 
          Artikel zu Fragen der Gegenwartskunst und  Katalog- und Buchbeiträge. 
 |  
          | Günther Oberhollenzer gliederte seinen 
          lebhaften und spannenden Vortrag in drei größere Bereiche: |  
          | Zuerst versuchte 
          er den Begriff „Kunst“ zu definieren und kam dabei zu der für ihn 
          stimmigen Aussage, dass Kunst nicht definierbar sei, da jede 
          Definition zwangsläufig zu einer Einschränkung führe. Trotzdem ist 
          jeder Kunstschaffende bestimmten gesetzlich vorgegebenen 
          Rahmenbedingungen unterworfen, die durch die menschlichen Grundrechte 
          vorgegeben sind. Dabei kann es leicht zu einem „Konflikt“ zwischen dem 
          Recht der freien Meinungsäußerung, dem Recht der freien 
          Religionsausübung und dem Recht auf Schutz vor öffentlichem Ärgernis 
          kommen, wobei eine Abwägung und Grenzziehung oft sehr subjektiv 
          geschieht, weil es dafür oft keine allgemeingültigen Kriterien gebe. Oberhollenzer gab zu bedenken, dass man sehr wohl zwischen „Freiheit 
          der Kunst“ und kritischer Auseinandersetzung mit Kunst unterscheiden 
          müsse und dass vor allem zeitgenössische Kunst immer ein 
          „Minderheitenprogramm“ darstellt(e), also keinen Mehrheitsanspruch 
          stellen könne. Künstler provozieren manchmal, um auf Missstände in 
          Politik und Gesellschaft hinzuweisen, durch Übertreibungen machen sie 
          Probleme offenbar und für alle sichtbar, was letztendlich zu einer 
          Änderung führen kann. Oberhollenzer warnte vor einer zu starken 
          Einmischung von Politik und Kirche in das Kunstgeschehen, da sonst 
          leicht eine Instrumentalisierung geschehen könne. |  
          |  Das 
          Verhältnis zwischen Religion und Kunst ist für Oberhollenzer ein ganz 
          wichtiger Träger der Kunstentwicklung, war doch speziell die 
          katholische Kirche über Jahrhunderte einer der größten Auftraggeber 
          für Künstler und hat so zur Weiterentwicklung von Kunst und 
          Gesellschaft wesentlich beigetragen. Er bedauerte, dass in den letzten 
          Jahrzehnten dieses enge Verhältnis nicht mehr gegeben ist, merkte aber 
          an, dass man keinem Künstler verbieten könne, sich mit religiösen 
          Fragen auseinander zu setzen. Als positives Beispiel nannte er die 
          Galerie nächst St. Stephan unter Msgn. Otto Mauer, der sehr wohl im 
          Stande war, eine Brücke zwischen Religion und zeitgenössischer Kunst 
          auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu schlagen. Die Werke von 
          Hermann Nitsch sind in diesem Zusammenhang vielseitig interpretierbar: 
          für manche agiere er rein blasphemisch, andere lasse er gleichgültig 
          und wieder anderen eröffne er einen Zugang zu den Mysterien der 
          christlichen Religion. Es falle hier schwer zu entscheiden, wer recht 
          habe bzw. „im Recht sei“, niemand könne aber Hermann Nitsch 
          absprechen, sich intensiv mit religiösen Fragen auseinandergesetzt zu 
          haben. |  
          |  Im 
          letzten Teil seines Vortrages kam Günther Oberhollenzer auf vergangene 
          Skandale und Konflikte speziell von Kunstschaffenden mit kirchlichen 
          Instanzen zu sprechen, die heute vielfach nicht mehr nachvollziehbar 
          seien. Beginnend mit Michelangelos „Jüngstem Gericht“, das nach der 
          Entstehung beinahe der Zensur zum Opfer gefallen war und nach der 
          letzten Restaurierung von Papst Johannes Paul II. als Meisterwerk 
          christlicher Kunst angesprochen wurde über Dürers „Selbstbildnis als 
          Jesus Christus“, das auch heute noch blasphemisch wirken kann, und 
          Caspar David Friedrichs „Kreuz im Gebirge“ als Meilenstein der 
          Veränderung des Kanons christlichen Kunstschaffens ein weiter Bogen 
          bis Max Weiler, Arnulf Rainer und Hermann Nitsch gespannt. Auch andere skandalerregende Kunstwerke wie Monets „Impression“ oder Gustav Klimts 
          „Universitätsbilder“ wurden genannt und gezeigt. |  
          | In der 
          anschließenden lebhaften Diskussion konnten noch weitere Fragen 
          geklärt werden. Mit Oberhollenzers Feststellung, dass man versuchen 
          müsse, den Betrachtern zeitgenössischer Kunst die Scheu und falsche 
          Vorstellungen zu nehmen und vor allem in ein echtes Gespräch zu 
          kommen, schloss dieser spannende Abend. |  
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             oben - zum vorherigen Bericht | (Text:
             df & 
             Fotos:
             gm) |  
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      | 12. Juni 2010 
      
      Auferstehung 
      Jesu Christi 
      -Mythos oder 
      Geschichte? Pfarrer Dr. Klaus Heine (evangelischer 
      Theologe)&
 Pfarrer Lic. Richard Posch (katholischer Theologe)
 
      An diesem sehr heißen Juniabend war der 
      Karner bis auf den letzten Platz besetzt. 
      
       Doris Frass begrüßte die 
      beiden Mödlinger Pfarrer, den "katholischen" Richard Posch, und den 
      "evangelischen" Pfarrer i. R. Klaus Heine. Gehören sie streng genommen 
      unterschiedlichen Kirchen an, so gestalteten sie diesen Abend "mit einer 
      Zunge" im gemeinsamen Vortrag.
 Dieser ist der spirituelle Höhepunkt dieser Ausstellung AUFERSTEHUNG 
      -Dionysos oder Christus ?
 
      
       
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           Ein 
          religionswissenschaftlicher Blick auf das Opferwesen als 
          Überlebensmittel seit der frühen Menschheit und die Mythen über 
          sterbende und wieder auferstehende Götter im Vorderen Orient zeigte, 
          dass Strukturähnlichkeiten zu christlichen Glaubensaussagen nur 
          scheinbar sind. Im Mythos geht es um menschliche Grunderfahrungen, die 
          in Form von Götter- und Menschensagen erzählt 
          werden. Mit Hilfe dieser Mythen versucht sich der Mensch in das 
          Stirb-und-werde! der Natur einzufügen und das Leben in einer 
          kreisförmig verstandenen Geschichte zu bewältigen. Das jüdisch-christliche Gottes-
          und Weltverständnis unterscheidet sich davon fundamental. Gott 
          begegnet dem Menschen in der Geschichte, die einen von Gott gesetzten 
          Anfang hat und auch ein von ihm gesetztes Ende haben wird. Er ist der 
          Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Er ist der Gott, der sich Moses 
          bedient, um sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten zu befreien und 
          einen Bund mit ihm zu schließen.
 
  Von 
          einer Auferstehung der Toten ist zu der Zeit zwar noch nicht die Rede. 
          Und der Kampf der Propheten im Land der Verheißung, das Israel nach 
          der Wüstenwanderung zuteil geworden ist, gegen die fremden Götter und 
          ihre Fruchtbarkeitskulte wogt heftig. Aber aus der Bundestreue heraus 
          wächst die Überzeugung, dass die Angehörigen des Bundesvolkes nicht im 
          Tode bleiben werden. Jesus bringt diese Überzeugung in seinem 
          Streitgespräch mit Leugnern der Totenauferstehung klassisch zum 
          Ausdruck: Ihr habt gehört, dass Gott, der Gott Abrahams, Isaaks und 
          Jakobs ist. Ist er nun ein Gott der Lebenden oder der Toten? |  
          |  |  |  
          | Auch die Auferstehung Jesu Christi ist 
          kein mythisches Symbol für das Weiterleben seiner Botschaft, seiner 
          “Sache” oder der Bedeutsamkeit des Kreuzes, sondern ein 
          geschichtliches Ereignis, mit dem Gott sich zu dem Weg Jesu bekennt 
          und ihm für ewig Recht gibt. Die Erscheinungen vor seinen Anhängern 
          sind geschichtliche Begebenheiten. Es gibt aber 
          einen wesentlichen Grund, weshalb ein Historiker dies Ereignis, das 
          das ganze Zeugnis des Neuen Testaments bestimmt, mit den Mitteln 
          seiner Wissenschaft nicht identifizieren kann. Die Auferstehung 
          Christi ist nicht die Wiederbelebung eines Leichnams, der ins alte 
          Todesleben zurückkehrt. Sie ist der Einbruch der neuen Welt Gottes in 
          diese alte. Christus ist der erste von allen, die in der Endzeit zu 
          einem ähnlichen Leben in der Herrschaft Gottes erweckt werden. 
          Insofern sind alle Bilder und Begriffe, mit denen wir das Wunder aller 
          Wunder erzählen, unzulänglich. Sie bleiben ja alle der Todeswelt 
          verhaftet.
  Dennoch 
          vermag das Zeugnis von diesem Ereignis durch das Wirken des Heiligen 
          Geistes die Gewissheit vom neuen Leben des Gekreuzigten zu vermitteln 
          und die große Hoffnung des Lebens zu entzünden. Die aus der griechischen Welt eingedrungene Lehre von der 
          Unsterblichkeit der Seele soll zwar die Identität des Menschen bei der 
          endzeitlichen Auferweckung festhalten. Sie ist aber nicht biblisch und 
          steht in Gefahr, die Realität des Sterbens und des Todes zu 
          verschleiern. Bei den Aussagen über die Auferstehung geraten wir 
          schnell an die Grenzen dessen, was wir seriös über das neue Leben 
          sagen können. Wesentlich ist die unverbrüchliche Gewissheit, dass 
          Gott, an den ich glaube, der um unsertwillen Mensch geworden ist, sich 
          dem Tod ausgesetzt hat und in seine Herrlichkeit zurückgekehrt ist, 
          mich auch im Tod, wenn ich mich selbst verliere, nicht fallen lässt, 
          sondern zu seinem ewigen Leben beruft.
 Das hat Folgen für die vielen kleinen Schwestern der großen Hoffnung 
          hier in diesem begrenzten irdischen Leben.
 |  
          |  |  |  
          | An den Vortrag schloss 
          sich eine lebhafte Diskussion an, die zeigte, dass auch die 
          individuelle Mythologie eines Hermann Nitsch in seinem Orgien 
          Mysterien Theater eine heilsame Provokation darstellen kann, die uns 
          nötigt, unseren christlichen Auferstehungsglauben neu zu formulieren 
          und sich seiner zu vergewissern. |  
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             oben - zum vorherigen Bericht | (Text:
             
             kh, Fotos:
             
             fs) |  | 
    
      | 13. Juni 2010 
      Die Entwicklung und bildliche 
      Darstellung des christlichen 
      AuferstehungsgedankenMag. Doris Frass
 
       
        
          | Doris 
          Frass-Heckermann geboren 1961 in Mödling, 1980 bis 1985 Studium der Malerei und 
          Restaurierung an der Akademie der Bildenden Künste, Wien bei 
          Professoren Mikl und Kortan.
 |  
       
       
       
       
       | 
        
          |  Prälat 
          Sammer war leider krankheitsbedingt kurzfristig verhindert, so 
          übernahm Doris Frass den Vortrag im Karner. 
          Jesu Auferstehung und damit verbunden die Auferstehung 
          aller Gläubigen von den Toten ist wohl der wichtigste Glaubensinhalt 
          unserer Religion. Trotzdem ist die bildliche Darstellung der 
          Auferstehung Jesu im Vergleich zu Kreuzigungsdarstellungen oder 
          anderen Bildern aus seinem Leben zu Beginn des Christentums überhaupt 
          nicht und auch später rein zahlenmäßig nur eher schwach vertreten. Das 
          gibt natürlich zu denken.  |  
          | Die 
          Anfangszeit war sicher geprägt von der Vorstellung der Wiederkunft 
          Jesu und der Endzeit in absehbarer Zeit, ja noch zu Lebzeiten der 
          Apostel. Später verlagerte sich diese Vorstellung auf einen 
          unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft und die Vorstellung der 
          Auferstehung von den Toten musste neu überdacht werden. |  
          | In den ersten 
          Jahrhunderten gab es überhaupt wenige bildliche Darstellungen Jesu, da 
          nach wie vor das Bilderverbot aus der jüdischen Religion wirksam war. 
          Erst durch die Ausbreitung des Glaubens im römischen Reich wurden auch 
          antike heidnische Darstellungsformen übernommen und christlich 
          interpretiert. (Persphone/Proserpina-Mythos als 
          Symbol für Werden und Vergehen der Natur, aber auch Tod und 
          Auferstehung – Sarkophag für Karl den Großen). Das Kreuz als Symbol 
          für Christi Tod und Auferstehung war damals noch unbekannt, aus den 
          römischen Katakomben ist das Fischsymbol als Abkürzung für Christi 
          Namen und Titel allgemein geläufig. Auch Szenen aus dem Alten 
          Testament wurden gern in Anspielung auf Tod und Auferstehung 
          gebraucht. (Prophet Jona war 3 Tage im Bauch des Walfisches, ehe er 
          ausgespieen wurde - Sarkophag. 
  |  
          | Erst die 
          Konstantinische Wende im 4. Jhdt. brachte auch in der christlichen 
          Kunst eine Neuerung. Nun wurde das Christus-Monogramm allgemein 
          gebräuchlich und auf Sarkophagen in Verbindung mit Lorbeerkränzen und 
          der aufgehenden Sonne auch als Auferstehungs- und Siegeszeichen 
          verwendet. Weitere symbolische Motive sind der Pfau (dessen Fleisch 
          als unverweslich galt), das Lamm mit dem Kreuzesstab, das sich bis ins 
          Mittelalter als starkes Symbol für Christi Opfertod und Auferstehung 
          gehalten hat, sowie der mythische Vogel Phönix. |  
          | Früheste 
          szenische Darstellungen der Auferstehung Christi sind im 9.Jhdt in der 
          oströmischen Kirche nachweisbar, dabei werden aber auch nur die Szenen 
          der Berichte über die Ereignisse des Ostermorgens gezeigt, - die drei 
          Frauen am leeren Grab. |  
          |  Interessant ist die vor 
          allem in der ostkirchlichen Kunst bis heute erhaltene Darstellung der 
          Anastasis durch Christi Eintritt in die Vorhölle. 359 wurde vom Syrer 
          Markus von Arethusa der Abstieg Christi „zu den Unterirdischen“ (ad 
          inferos) formuliert und als Glaubensartikel aufgenommen. Gemeint ist 
          damit ursprünglich der damals verbreitete Glaube (übernommen aus 
          jüdischer und griechischer Tradition), dass sich alle Toten im 
          Totenreich (Scheol) als Schatten befinden. Christus ist also vor 
          seiner Auferstehung wirklich gestorben und im Totenreich gewesen (kein 
          Scheintod), hat die ehernen Tore zerbrochen und beginnend mit Adam 
          alle vorchristlichen Gläubigen vom Tod erlöst. Erst im Mittelalter 
          wird dieses Totenreich als Hölle, also Ort ewiger Verdammnis 
          interpretiert. Die spätere Höllenfahrt-Interpretation spielte auf die 
          „Höllenqualen Jesu am Kreuz“ an, die er für uns erlitten hat. (Luther, 
          Calvin). |  
          |  Ab 
          dem 8. Jhdt. setzte sich die Interpretation der Anastasis 
          /Auferstehung als Triumphfahrt Jesu beginnend im Totenreich und die 
          Erlösung aller durch. Bereits im 11. Jhdt. ist diese ursprünglich 
          ostkirchliche Darstellung auch in der weströmischen Buchmalerei zu 
          finden. Etwa seit dem 11. Jhdt setzt sich in Westeuropa auch die Darstellung 
          Christi als Triumphator durch. Jesus in der Mandorla wird eine gängige 
          Darstellung des Auferstandenen und Weltenrichters, die eigentliche 
          Auferstehung wird kaum gezeigt.
 |  
          | Mit Beginn der Kreuzzüge 
          nach dem Aufruf Papst Urbans II. 1095 und der Eroberung Jerusalems 
          1099 stand nun die Darstellung der Auferstehung als Befreiung vom Tod 
          im Mittelpunkt. Christus entsteigt mit der Kreuzesfahne (Kreuzritter!) 
          dem Sarkophag, ähnlich wie die Grabeskirche nun wieder befreit von 
          arabischer Dominanz ist und unter der Kreuzesfahne steht. |  
          |  Interessant 
          ist, dass die unterschiedlichen Darstellungen entweder einen 
          geöffneten Sarkophagdeckel oder aber auch den verschlossenen, 
          versiegelten Deckel zeigen, Jesus also sämtliche irdischen Schranken 
          überwunden hat und seine neue Leiblichkeit nicht ident mit seinem 
          früheren menschlichen Körper ist. Diese Art der Darstellung wirkt bis 
          ins 15. Jhdt nach und wird parallel zur Schriftillustration der Frauen 
          am leeren Grab weitergeführt. Die Darstellung des Sarkophags erinnert 
          auch an einen Altar und damit wird die Auferstehung „ins Sakramentale“ 
          erhoben und in die Nähe der Eucharistie gestellt. Während in der ital. Frührenaissance um eine 
          realistische Darstellung der Auferstehung und damit Verwandlung des 
          Auferstandenen gekämpft wird (z.B. Darstellung eines über dem 
          Sarkophag schwebenden Christus), wird nördlich der Alpen die 
          Verbindung des Schmerzensmannes (Opfertod und Eucharistie) mit der 
          Auferstehung gezeigt, dass eben dieser geschundene Körper aufersteht.
 Erst Dürer bringt um 1500 die 
          italienische Vorstellungswelt nach Deutschland und ermöglicht so das 
          berühmte Auferstehungsbild des Matthias Grünewald von 1512, übrigens 
          nur ein Jahr, bevor die Unsterblichkeit der Seele zum Dogma erhoben 
          wird. Grünewald versucht durch Farbeffekte den Auferstandenen als 
          „Lichtgestalt“ zu zeigen, ähnlich der „Verklärung“.
 Im Naturalismus der Donauschule ist Christus 
          nicht als Lichtgestalt aber hinterleuchtet von der aufgehenden Sonne 
          dargestellt.
 |  
          |  Interessant 
          erscheint übrigens, dass bei Darstellungen aus der Reformationszeit 
          der Kreuzigung und der Auferstehung beinahe gleich viel Platz 
          zugemessen wird. Auffällig ist, dass über mehrere Jahrhunderte 
          parallel mehrere Auferstehungstypen existieren. Einerseits die 
          hervorgehobene „leibhaftige Auferstehung“, andererseits die 
          metaphysische Verwandlung des Auferstandenen. Das zieht sich in 
          künstlerisch immer schwächer werdender Form bis in den Beginn des 20. 
          Jhdts hin, wobei manchmal auch eher gespenstisch anmutende 
          Interpretationen ins Spiel kommen (spiritistische Tendenzen ab der 2. 
          Hälfte des 19. Jhdts). Zu einer echten Neuinterpretation der 
          Auferstehungsvorstellung kommt es in der Zwischenkriegszeit, als der 
          auferstandene Christus „in die Gegenwart“ geholt wird.
 |  
          |  Nach 
          1945 entfaltet sich eine wahre Auffächerung der 
          Auferstehungsinterpretation, die nicht nur mit der Darstellungsform, 
          sondern vermehrt auch mit dem gewählten Material und den überlieferten 
          Bildtraditionen spielt und wieder häufig ohne eigentliche Darstellung 
          des Auferstandenen auskommt, womit sich der Kreis zu den ersten 
          bildlichen Darstellungen schließt. |  
             | nach 
             oben - zum vorherigen Bericht | (Text:
             df & 
             Fotos:
             
             js) |  | 
    
      | 17. Juni 2010 
      Gebet für eine Welt, Auferstehung:
      Die Macht der Erlösung
 
       
 
        
          |  Das "Gebet für Eine Welt" findet im Rahmen von "Quatember" statt. Das 
          ist die Gemeinschaft von Quatembergebet und Quatembersammlung zu 
          Gunsten unserer laufenden Projekte in Nigeria, Mexico und
          das
          
          Concordia-Projekt (Straßenkinder) von Pater Sporschill.
 
 Wir leben gemeinsam auf einer Erde, einer Welt, 
          in der alle Menschen ihre Heimat haben. Wir möchten dieses 
          Miteinander, diese "Eine Welt" bewusst leben.
 
           Die Quatembertage bilden im Kirchenjahr gleichsam den 
          Einstieg in die vier Jahres-zeiten. Ihre 
          Grundanliegen sind Beten, Fasten und Teilen.
 Wir wollen heute fasten, indem wir ein Stück 
          unserer Zeit hergeben - es Gott schenken, indem wir miteinander beten 
          und singen und so unser Herz und unseren Blick weit machen für die, 
          die auf unser Teilen warten.
 |  | 
        
          | Lied: Ich bin bei Euch jeden Tag (Nicht durch Zufall steh ich hier)
 |  
          | Fragen: Was bedeutet die Auferstehung Jesu für mein Leben?
 Was bedeutet es für mich erlöst zu sein?
 Wie kann ich aus diesem Erlöst-sein Kraft für mein Leben schöpfen?
 |  
          | Lesung 
          aus dem Mathäusevangelium: Der Auftrag des Auferstandenen, Mt. 28,
          16
 Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen 
          genannt hatte.
 Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten 
          Zweifel.
 Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht 
          gegeben im Himmel und auf der Erde.
 Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; 
          tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen 
          Geistes,
 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid 
          gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
 |  
          | Sinnfrage: Woher komme ich – wohin gehe ich 
  „Woher 
          komme ich“ – „wohin gehe ich“ ist die Urfrage aller Menschen auf der 
          ganzen Welt, auch wenn vielleicht noch nicht viele darüber lange 
          nachdenken, es gibt Momente im Leben, wo jede jeder sich diese Frage 
          stellt, spätestens am Ende des Lebens. Das Vertrauen, dass alles ein 
          Gutes Ende findet mag naiv klingen, aber es ist die Ursehnsucht der 
          Menschen, dass alles Sinn hat. Die Hoffnung, ja die Gewissheit der Auferstehung ist ein unglaubliches 
          Kraft- und Energiepotenzial.
 Der Glaube, das Vertrauen auf Auferstehung, auf ein Leben, ein Dasein 
          nach dem irdischen Tod, hilft das Leben intensiver zu leben. Das Leben 
          nach dem Tod ist eine Möglichkeit weiterzuleben, weiter Da zu sein, in 
          einer anderen Form zu existieren. Das ist unabhängig von der 
          Religionszugehörigkeit so.
 |  
          | Einladung 
          den Begriff Erlösung auf sich wirken zu lassen: Was bedeutet 
          für mich persönlich „Erlösung“ |  
          | Die 
          Erlösung eröffnet uns noch eine tiefere (andere) Dimension… Das 
          Wissen, die Hoffnung, dass Gottes Gnade und Erbarmen so groß sind, 
          dass wir allein aus Liebe gut weiterleben dürfen – das ist die wahre 
          Befreiung. Es ist nicht ein Ausschalten des schlechten Gewissens – 
          egal was ich tue – es passiert mir nichts – das Gewissen ist 
          letztendlich ein Urteil, das jeder selbst ermessen kann. |  
          | Erlösung lässt eine große Dankbarkeit entstehen. Eine befreite, 
          lebensbejahende, liebevolle Dankbarkeit – die große Energie 
          bringt. Diese Lebensenergie ist sehr machtvoll – mit dieser 
          Lebensenergie ist es sprichwörtlich möglich, Berge zu versetzen – mit 
          dieser Lebensenergie kann ich Gutes tun und Gutes auch annehmen. 
          Symbole: Caritasarbeit: Hausbesuch, Krankenhausbesuch, Besuch im 
          Pflegeheim, Krankenkommunion, Unterstützung generell. |  
          | Als 
          erlöster Mensch lebe ich lustvoller, kann das Leben als Geschenk 
          Gottes genießen, mich an der Schöpfung erfreuen und mich als Teil 
          dieser Schöpfung erleben. Ich bin bei euch, alle Tage, bis ans Ende 
          der Welt!! Halleluja. |  
          | Lied: Nicht durch Zufall steh ich hier
 |  
          | Fürbitten |  
          | Vater Unser |  
          | Segen |  
             | nach 
             oben - zum vorherigen Bericht | (Vorbereitung des 
             Gebets & Texte:
             
             ac - Fotos:
             
             gm) |  | 
    
      | 18. Juni 2010 
      Künstlergespräch mit Prof. Hermann Nitsch
 
       
       
       
       
       
 die ausgestellten Werke von Hermann Nitsch:
  
         
        
         
          
            | Nitsch Kritik gab es seit einigen Wochen sowohl in brieflicher Form 
            (meist anonym in den Beschwerdebriefkasten der Pfarre) aber auch 
            persönlich und  detailliert mit Negativ-Beispielen aus seinen 
            Werken.
 
            Wie Pfarrer Klaus Heine an diesem Abend 
            stellvertretend für den Verein Kunst-im-Karner nochmals betonte, 
            "ist dies nicht die erste kontroversielle Ausstellung von 
            Kunst-im-Karner und wird auch nicht die letzte sein. Ganz bewusst 
            sollen die Künstler und Werke die spirituelle Diskussion anregen und 
            zur Vertiefung des Glaubens der interessierten Besucher dienen. 
            Heine erinnerte an die Ausstellung mit Kreuzesdarstellungen von 
            Adolf Frohner im Juni 2006, die in der Darstellung von christlichen 
            Symbolen hier im Karner eigentlich viel direkter waren als die nun 
            ausgestellten Werke von Nitsch. Siehe dazu auch die Antwort von Doris Frass auf die Frage 
            "Warum 
            Hermann Nitsch im Karner"
 Hermann Nitsch selbst sagte wörtlich auf die 
            Frage aus dem Publikum, ob er das eine oder andere Werk nicht bereue 
            publik gemacht zu haben und heute noch dazu stehe: "Wenn eines 
            meiner Werke oder Text jemanden in seinen religiösen Gefühlen 
            verletzt haben sollte, dann tut mir dies sehr leid und war auch 
            nicht meine Absicht. Dies stellt für mich aber keinen Grund dar
            mich von einem meiner 
            Werke zu distanzieren."
 |  Hermann NitschLeben, Werk und Ausstellungen hier...
 | 
        
          | Doris 
          Frass vom Team Kunst-im-Karner hatte für das Künstlergespräch Fragen 
          vorbereitet. Hermann Nitsch antwortete spontan, eloquent und oft mit 
          Witz. Hier der Versuch die Antworten von Hermann Nitsch in Kurzform 
          "sinngemäß" wiederzugeben. |  
          | Herr Prof. Nitsch, Sie wurden hier zu 
          einer Veranstaltung eingeladen, die eindeutig einen starken Bezug zur 
          katholischen Kirche, aber auch zur Ökumene hat. Hat Sie das bestärkt 
          zuzusagen oder eher abgeschreckt? Kein Problem, wenn der 
          richtige Ansatz und die Ernsthaftigkeit gegeben ist.
 |  |  
          |  | Es gibt leider sehr 
          wenige authentische Stellungnahmen zu diesem Zyklus, - was beinhaltet der Zyklus, wie viele Zyklen gibt es?
 Nitsch: Mindestens zwei, jeder hat um die 30 Bilder.
 |  
          | Gibt es einen Auslöser 
          für die Entstehung? Nitsch: Im Anschluß und Zusammenhang mit dem 6-Tage-Spiel war die Zeit 
          reif für ein „Alterswerk“ in bunten Farben.
 | 
           |  
          |  | Die Farbpalette wird 
          vorher genau von Ihnen festgelegt, auch die Konsistenz der Farben. Sie 
          scheinen „Reine, ungemischte Farben“ zu bevorzugen, - welche Pigmente 
          und Bindemitteln verwenden Sie? 
          Nitsch: Meist reine Farben, beim Auferstehungsbild Kadmiumgelb hell 
          und dunkel, Öl als Bindemittel.
 |  
          | Sind Ihre 
          Auferstehungszyklen mit ihrem zumindest für Christen starken 
          Christus-Bezug reiner Ausdruck von diesseitiger Lebensbejahung oder 
          ist hier auch ein metaphysischer Auferstehungsprozess eingeschlossen?
          Nitsch glaubt an ein Weiterleben z.B. von Mozart in seinen Werken und 
          die „Gegenwart“ bei einer authentischen Aufführung.
 |  |  
          | 
           | Wie sieht es für Sie 
          persönlich nun mit dem Thema „Auferstehung“ aus, je näher Sie dem auch 
          für Sie unausweichlichen Lebensende kommen? Finden Sie, dass Christen 
          einen Vorteil aus ihrem Auferstehungsglauben haben? 
          Nitsch: Da müssen gläubige Christen gefragt werden.
 |  
          | Ihre Zukunftssorgen 
          klingen ganz real und „normal“:Was passiert mit meinem künstlerischen Erbe, wird es adäquat verwaltet 
          und nicht verunglimpft werden, wird es weitere Oratorien-Aufführungen 
          in meinem Sinn geben, wie gut werden sich meine Bilder erhalten, usw. 
          ?
 Vom „ewigen Werden, Vergehen und Neuschaffen“ kann ich hier nichts 
          entdecken. Greift angesichts der Realität und Banalität des Todes der 
          Dionysos-.Mythos nicht doch zu kurz?
 Nitsch hängt keiner bestimmten Religion an, kann in verschiedenen 
          Glaubenswahrheiten für sich stimmige Vorstellungen sehen.
 |  |  
          |  | Was fehlt Ihnen an der 
          rein christlichen Auferstehungslehre, wo erscheint sie Ihnen 
          unvollständig bzw. nicht Ihren Vorstellungen entsprechend? 
          Nitsch: Es wird zu sehr der jenseitige Aspekt betont.
 |  
          | Sie scheinen als 
          „typisch österreichischer barockerTaufscheinkatholik“ stark verwurzelt 
          in der vorkonziliaren Liturgie und Messfeier, die Sie als Kind 
          kennengelernt haben und wovon Sie stark beeindruckt waren. Haben Sie 
          bewusst auch nachkonziliaren Messfeiern beigewohnt und die 
          Unterschiede zu früher realisiert? 
          Nitsch: Ja, es gibt immer noch ein starkes Erlebnis dabei.
 |  |  
          |  | Viele Katholiken 
          erkennen in Ihren Arbeiten die starke Mystik der “alten Liturgie“ 
          wieder und empfinden so das „Geheimnis des Glaubens“ wieder stärker 
          betont. Ist Ihnen das im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit wichtig oder bewusst 
          oder liegt das Ihrer Meinung nach allein im Auge des Betrachters?
 Nitsch: Es freut ihn, wenn es so ist.
 |  
          | Vor allem von 
          Künstlerkollegen hört man immer wieder eher abschätzige Kommentare 
          über Ihre Auseinandersetzung mit „religiösen Themen“. Der Vorwurf der 
          auf diese Weise leicht und sicher zu erzielenden Medien-Präsenz, aber 
          auch das Zurückgreifen auf bereits altbewährte und publikumswirksame 
          Rituale bzw. Versatzstücke wird dabei als „clevere 
          Marketing-Strategie“ aufgefasst.Wie gehen Sie mit Angriffen „aus den eigenen Reihen“ um, ist das für 
          Sie tiefsitzender als polemisierende Angriffe in auflagenstarken 
          Tageszeitungen?
 Nitsch: Man muss unterscheiden, vor welchem Publikum wer was sagt.
 |  |  
          |  | Warum haben Sie nie den 
          für Sie leichteren Weg der Distanzierung von der „Eroberung 
          Jerusalems“ genommen, statt immer wieder erfolglose Erklärungsversuche 
          zu machen und sich über die Teilveröffentlichungen zu ärgern?Wie wichtig erscheint Ihnen rückblickend dieser Text, der ja nie zur 
          Veröffentlichung, Verwirklichung oder tatsächlichen Umsetzung 
          geschrieben wurde?
 Hat es Ihnen geholfen Grenzen zu überschreiten oder zu erkennen?
 Nitsch erachtet das Werk immer noch als wichtig in seiner Arbeit und 
          wehrt sich gegen haltlose Angriffe auf aus dem Zusammenhang gerissene 
          Textfragmente.
 |  
          | Wie stehen Sie zum 
          Ausdruck von Prof. Wieland Schmied der „unbeabsichtigten Blasphemie“, 
          den er unter dem Titel „Blasphemie oder Theodizee?“ geprägt hat?
          Nitsch wollte nie blasphemisch oder verletzend auf andere wirken.
 |  |  
          |  |  |  
          |  | Nach dem Gespräch mit 
          Doris Frass und den vorbereiteten Fragen diskutierte Hermann Nitsch 
          geduldig mit vielen Fragestellern aus dem zahlreichen Publikum. Der 
          Abend dauerte wesentlich länger als vorgesehen und nahm allen 
          Anwesenden in der Diskussion über AUFERSTEHUNG,  Dionysos und 
          Christus die Angst  vor "Hermann Nitsch" und seinem kolportierten 
          Standpunkt zu Glauben und Religion. |  
          |  |  |  
          | Am Ende gab es von 
          allen Besuchern im Karner langen Applaus für 
          (Hermann Nitsch bei Kunst-im-Karner.
 |  
          |  |  |  
          |  |  |  
             | nach 
             oben - zum vorherigen Bericht | (Text:
             df & 
             
             gm Fotos:
             
             js&
             
             gm) |  | 
    
      | 19. Juni 2010 
      Prof. Hermann Nitsch improvisiert an der Walcker-Orgel
 in St. Othmar
 
        
          | 
          DIE RÜCKKEHR DER MAGIE DER ATMENDEN KLÄNGE 
 Begonnen hat 
          alles damit, dass ich 2007 den Bruckner-Fan Hermann Nitsch eingeladen 
          habe, im Stift Sankt Florian gemeinsam mit dem European Philharmonic 
          Orchestra ein Bruckner-Konzert zu bestreiten, weil es zwischen dem 
          Orgien-Mysterien-Theater und der Musik Bruckners verblüffende und kaum 
          bekannte Gemeinsamkeiten gibt. Große Kunst existiert nicht im 
          luftleeren Raum der Beliebigkeit, sondern hat die Funktion, uns an 
          unsere spirituellen Wurzeln zu erinnern.
 Niemand vermag dies deutlicher zum Ausdruck zu bringen als Bruckner 
          und Hermann Nitsch, der eine neue und zugleich archaisch elementare 
          Klangwelt für sein Orgien-Mysterien-Theater erschaffen hat. Dieses 
          Ereignis hat uns beide nachhaltig darin bestärkt, über weitere 
          Projekte nachzudenken.
 
 
          Ich sehe in der Musik von Hermann Nitsch durchaus 
          einen archaischen wie auch zukunftsträchtigen Antipoden zum 
          zeitgenössischen Musikschaffen, das geradezu panische Angst zu haben 
          scheint vor Größe, Pathos, Inbrunst, Leidenschaft und Sinnlichkeit und 
          deshalb lieber in einem kopflastigen, unverbindlichen l´art pour 
          l´art-Geplänkel das Heil sucht. Aber schon Richard Wagner - 
          Gesamtkünstler wie Hermann Nitsch -, sowie auch Anton Bruckner (beiden 
          musikalischen Giganten ist Nitsch in besonderer Weise verpflichtet) 
          wie später auch Olivier Messiaen haben dieser den gegenwärtigen 
          Kulturbetrieb prägenden Art, Musik mehr oder weniger als 
          Glasperlenspiel zu betreiben, eine klare Absage erteilt. Musik muss 
          auch im 21. Jhdt. erschüttern und bewegen. 
 
          Das wirklich Neue an der Musik von Hermann Nitsch 
          ist, Klänge als lebendige Wesenheiten zu verstehen, zu respektieren 
          und zu behandeln - im Gegensatz zu unserer westlichen Umgangsart mit 
          Tönen, wo Töne nichts weiter sind als willfährige Puzzlesteine für 
          Tonleitern, Skalen oder serielle Reihen.
 
          So sperren wir Töne wie Tiger in die Käfige unserer 
          Systeme. Aber Töne und Klänge sind wesentlich mehr als das. Lang 
          gehaltene Töne beginnen zu atmen, sie haben ein Eigenleben, sie sind 
          Schwingungsqualitäten, die einen klar umrissenen Zeitraum ausfüllen 
          und bestimmte Bewusstseinszustände hervorzurufen vermögen. Das ist der 
          wahre Schlüssel zum Verständnis der Musik von Hermann Nitsch. Aber 
          nicht nur der seinigen. Schon die alten Mayas bezeichneten mit „Tönen“ 
          ganz bestimmte Schwingungsqualitäten, die sich im Universum als 
          Zeitqualitäten entfalten, um auf Mensch, Umwelt und den ganzen Kosmos 
          transformatorisch einzuwirken. Und genau deshalb ist die Musik von 
          Hermann Nitsch kein Glasperlenspiel. In ihr vollzieht sich vielmehr 
          die vielversprechende Wiederkehr der Magie der atmenden Klänge. Unsere 
          kranke Umwelt wie auch unsere zerrüttete Gesellschaft braucht dies wie 
          nie zuvor. 
           Peter Jan Marthé
 (Jahrgang 1949) war zu Beginn der Achtziger Jahre Schüler von 
          Celibidache und ist heute Chefdirigent des European Philharmonic 
          Orchestra und Organisator von zahlreichen Klassik Großveranstaltungen. 
          (Klangdom Leutasch, Liebherr- Werk Bischofshoven., Bruckner-Tage St. 
          Florian....)
 |    | 
        
          |  Hermann 
          Nitsch ließ den Kirchenraum von St. Othmar mehr als eine Stunde mit 
          den Klängen seiner 4-sätzigen Orgelimprovisation erbeben. Beginnend mit dem tiefsten Ton der Orgel baute er ein Tongebilde auf, 
          das Platz für eigene Empfindungen und Eindrücke ließ, aber auch 
          fühlbar die Kirche und die Körper der Zuhörenden „erfüllte“. Durch 
          Clusterakkorde aber auch einzelne unendlich lang gezogene erscheinende 
          Töne konnte man plötzlich den Reichtum der Obertöne oder den Klang von 
          Kirchenglocken vernehmen. Wenn alle Tasten der Orgel und alle Register 
          gemeinsam erklangen, war der „Lärm“ an den Grenzen des Erträglichen 
          und kam wie eine alles erdrückende Walze daher, dann ergaben sich 
          wieder zyklische Bewegungen und Abläufe, die zum „Mitdenken und 
          –fühlen“ einluden.
 Orgel einmal anders, nicht oberflächlich „erbaulich und schön“, eher 
          archaisch und gewaltig, aber durchaus zu meditativen Gedanken 
          anregend.
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          | Andrea Schubert vom Team Kunst-im-Karner beschreibt 
          ihren persönlichen Eindruck: Ich hatte das Glück, Prof. Hermann Nitschs Improvisationen an der 
          Walcker – Orgel von St. Othmar nicht nur zu hören, sondern auch zu 
          sehen. Links und rechts unterstützt von seinen beiden Assistenten, saß 
          er an der Orgel und begann langsam einige Register zu ziehen. Diese 
          Töne hallten ungefähr fünf Minuten durch den Kirchenraum, dann spielte 
          er nach und nach andere Töne dazu, die Musik wurde mächtiger und 
          mächtiger, die Schallwellen pflanzten sich über den Boden in die 
          Kirchenbänke fort, sodass buchstäblich sein musikalisches Werk mit 
          mehreren Sinnen spürbar und erfassbar wurde.
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          | Es war ein 
          Orgelspiel der anderen Art! Zur Steigerung der Intensität verwendete 
          Nitsch Holzbretter, die seine Assistenten auf seine Aufforderung 
          nacheinander auf die Manuale legten und dann mit beiden Händen 
          niederdrückten, sodass alle Tasten gleichzeitig gespielt wurden. Zu so 
          einem Zeitpunkt waren sechs Hände mit dem Spielen auf der Orgel 
          beschäftigt. |  
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          | Zwischen 
          dem dritten und dem vierten Satz machte Prof. Nitsch eine längere 
          Pause, das Publikum applaudierte heftig, was ihn ein bisschen 
          verärgerte, weil er doch keinen Zwischenapplaus wollte. Im Finale ließ 
          er noch einmal die Orgel aufbrausen, zog alle Register und ließ keine 
          Orgelpfeife mit ihrem Ton aus. |  
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          | Der Schlussapplaus und 
          die begeisterten Besucher, die beim Orgelaufgang auf ihn warteten, 
          zeigten, dass dieser Abend sehr bereichernd und interessant war.Nach diesem fulminanten Konzert stärkte sich das Team 
          von Kunst-im-Karner gemeinsam mit Hermann Nitsch und seinen 
          Assistenten beim Heurigen Seper-Pferschy.
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           | 
           |  
             | nach 
             oben - zum vorherigen Bericht | (Text:
             df & 
             
             as Fotos:
             
             as) |  | 
    
      | 20. Juni 2010 
      Hermann Nitsch und die Idee des Gesamtkunst-werks,
      Mag. Carl Aigner (Direktor des NÖ Landesmuseums) 
      
       Doris Frass & Carl Aigner
 
 
        
          | Carl Aigner wurde 1954 in Oberösterreich geboren, studierte Geschichte, 
          Germanistik, Kunstgeschichte und Publizistik in Salzburg und Paris.
 Seit 1989 unterrichtet er an verschiedenen österreichi-schen 
          Universitäten, unter anderem an der Universität für Angewandte Kunst 
          in Wien.
 1991 gründete er "EIKON", eine internationale Kunst-zeitschrift für 
          Photographie und neue Medien.
 Zwischen 1997 und 2003 war er als Direktor der Kunsthalle Krems tätig, 
          von 2000 bis 2001 als Projektleiter der Abteilung Kulturwissenschaften 
          an der Donauuniversität Krems.
 Seit 2001 ist Carl Aigner Direktor des Niederöster-reichischen 
          Landesmuseums in St. Pölten.
 Seit 2005 ist er Präsident des österreichischen Zentrums von ICOM 
          (International Council of Museums) und Präsidiums-mitglied von IMA, der 
          Interessensgemeinschaft Österreichischer Museen und 
          Ausstellungshäuser. Aigner lebt in Krems und Wien.
 (Quelle: Wiener Zeitung)
 
          
           |  | 
        
          |  Pfarrer i.R. Klaus Heine & Doris Frass
 |  Doris Frass begrüsst Carl Aigner
 |  
          |  Carl 
          Aigner holte weit aus und sprach zuerst über Gesellschaftsordnungen 
          und Fragen des Zusammenlebens von Individuen, die bestimmte 
          Veränderungen in der Entwicklung zulassen müssen oder aber von streng 
          rituellen, zyklischen Abläufen geprägt sind. Letztere Gesellschaften 
          neigen zur Ausbildung von Mythen und langsameren Entwicklungen, 
          während erstere eher rational und schnelllebig ausgerichtet sind. Seit 
          der Aufklärung hat sich unsere westliche Gesellschaft immer rasanter 
          Richtung Individualisierung und damit Aufsplitterung bewegt: 
          technische Erfindungen beschleunigten das mechanistisch gesehene 
          Leben, „Multitasking“ wurde das Schlagwort der Jahrtausendwende, 
          Mehrfachjobs gehören zum Alltag einer steigenden Anzahl von uns. Damit 
          verbunden ist eine totale Entfremdung zu den Eckpunkten unserer 
          menschlichen Existenz. Geburt, Leben und Tod wurden an den Rand 
          gedrängt und „sinnliche“ Erfahrungen oft nicht mehr wahrgenommen. 
 
  Aus 
          dieser sinnentleerten konsumorientierten Haltung, die bereits mit 
          Beginn der 60er Jahre auch in Österreich begann, setzte sich Hermann 
          Nitsch intensiv auseinander und kam schon sehr früh auf ein 
          gesamtkünstlerisches Konzept, um auf die vielen offenen Fragen eine 
          Antwort zu finden und die „Zerstückelung“ der menschlichen Existenz 
          wieder zu einem Ganzen zusammenzuführen durch gleichzeitige bzw. 
          streng geordnete Sinneseindrücke aller künstlerischer Sparten. Aigner 
          ortet diesen Ansatz bereits im barocken Hochamt der katholischen 
          Kirche, das Nitsch sehr beeindruckt hat, und das gemeinsam mit den 
          Ideen von Friedrich Nietsche und Richard Wagner und vielen anderen 
          Eindrücken Nitsch zum Orgien-Mysterien-Theater drängte. Mit fesselnden 
          Beispielen konnte Aigner in der Folge die persönliche Betroffenheit 
          und tiefe (allgemein zu verstehende) Religiosität des Künstlers 
          beschreiben, die ihn von Beginn weg in eine Außenseiterrolle auch bei 
          seinen Künstlerkollegen brachte. Auch der zutiefst 
          gesellschaftspolitische Ansatz zur richtigen Wahrnehmung unserer 
          Lebensmittel und speziell des vom eigentlichen Lebewesen völlig 
          getrennten, paketierten Fleischs im Supermarkt ist Nitsch ein echtes 
          Anliegen und erreicht fast missionarischen Eifer. Trotzdem wird er 
          wegen der von vielen mißverstandenen Schlachtungen oft als Tierquäler 
          bezeichnet. 
 
  Die 
          Zusammenführung des „zerstückelten Menschen“ durch extreme 
          Sinneseindrücke und das Sichtbarmachen von Leben und Tod anhand der 
          Schlachtung eines Stiers sind die Eckpfeiler seiner nicht als Theater 
          mißzuverstehenden „Spiele“, in die der „Besucher“ als Teil einbezogen 
          wird und so teilnimmt an einem realen Geschehen. Die Gesamtheit der 
          Sinneseindrücke und der versammelten Teilnehmer macht das 
          Gesamtkunstwerk des OMTheaters aus und es bleibt daher problematisch, 
          den Stellenwert der herausgerissenen Aktionsrelikte zu bestimmen, die 
          sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. 
 Mit Eloquenz und zahlreichen Beispielen und Querverbindungen zeichnete 
          Aigner ein unglaublich lebendiges Bild eines arbeitswütigen und bis 
          ins Alter wissbegierigen Hermann Nitsch, der nichts anderes will, als 
          die Spiritualität, die jedem Menschen innewohnt, wieder zu finden und 
          durch seine Kunst zu befreien. Die nachfolgende rege Diskussion bezog 
          sich auf die Gefahren dieser Weltsicht und die Grenzziehung zur 
          Banalität.
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             | nach 
             oben - zum vorherigen Bericht | (Text:
             df 
             , Fotos:
             
             gm) |  | 
    
      |  Übersichtsseite 
          - Die Idee - Das 
          aktuelle Programm - Vernissage&Eröffnung 
           | 
    
        |  | 
    
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